ONLINE LESEN > | PDF-DOWNLOAD >

Konjunkturbarometer Nr. 91 – 01/2024:
Handwerkskonjunktur tritt auf der Stelle

Ergebnisse der Frühjahrsumfrage 2024 der nordrhein-westfälischen Handwerkskammern

Im Frühjahr 2024 steht die Handwerkskonjunktur in Nordrhein-Westfalen unter dem Eindruck der angespannten Lage im Bausektor und einer insgesamt schwachen gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Zwar steigt das Geschäftsklima im Vergleich zum Herbst 2023 leicht an, allerdings ist dies vor allem auf weniger negative Zukunftsaussichten zurückzuführen. Die aktuelle Bewertung der Geschäftslage hat sich dagegen verschlechtert. Das gilt primär für das Bauhaupt- und Teile des Ausbaugewerbes, wo der zuletzt noch konjunkturstützende Effekt durch bestehende Auftragspolster sukzessive abnimmt. Insbesondere das Bauhauptgewerbe wird von der Flaute im Wohnungsneubau erfasst, was sich deutlich bei der Umsatz- und Auftragslage bemerkbar macht. Festzuhalten ist aber auch, dass die (auch) im Bestand arbeitenden Gewerke – etwa Dachdecker im Bereich der energetischen Sanierung – die Lage wesentlich besser bewerten als Gewerke, die überwiegend auf den Neubau angewiesen sind (etwa Maurer und Zimmerer). Angespannt ist die Lage bei den Handwerken für den gewerblichen Bedarf, die oft als industrielle Zulieferer tätig sind und die Folgen einer rückläufigen Industrieproduktion spüren.

Aufgehellt hat sich die Stimmung nach zwei schwierigen Jahren hingegen im Lebensmittel- und Gesundheitsgewerbe. In einem Umfeld von unsicheren wirtschaftlichen Aussichten und wechselhaften politischen Rahmenbedingungen halten sich viele Betriebe erneut mit Investitionen und Neueinstellungen zurück. Dabei braucht es gerade Kapital und Fachkräfte, um die volkswirtschaftlichen Transformationsziele zu erreichen. Insgesamt tritt die Handwerkskonjunktur weiter auf der Stelle: Die Talsohle scheint erreicht zu sein, ein spürbarer Aufschwung wird aber für die kommenden sechs Monate nicht erwartet.

Die Politik ist deshalb gefordert, ein Signal des Aufbruchs zu senden. An erster Stelle steht dabei aus Sicht des Handwerks ein Beitrag zur Stabilisierung des Neubausektors, damit die Baukonjunktur gestützt und dringend benötigter Wohnraum geschaffen werden kann. Die vom Land gestartete Bürokratieentlastungsinitiative für schnelleres und preiswerteres Bauen ist ein guter Impuls. Wichtig wäre darüber hinaus eine Reduzierung der Grunderwerbsteuer zur Absenkung der Baunebenkosten und ein endgültiges Aus für die Rohstoffabgabe. Die angespannte Beschäftigungslage zeigt zudem, dass es noch mehr politische Anstrengungen zur Fachkräftesicherung braucht: Wichtige Schritte auf diesem Weg: Mehr Haushaltsmittel für die überbetrieblichen Bildungsstätten und eine (verfassungs-)rechtliche Verankerung der Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung.

Wir danken den 6.482 Betrieben aus über 40 Gewerken, die sich in diesem Frühjahr an der Umfrage der sieben nordrhein-westfälischen Handwerkskammern beteiligt haben. Ihre Antworten bilden die Grundlage für die nachfolgende Analyse der konjunkturellen Lage im NRW-Handwerk.


Berthold Schröder, WHKT-Präsident
Dr. iur. Florian Hartmann, WHKT-Hauptgeschäftsführer
 


Das aktuelle Konjunkturbarometer können Sie hier als PDF herunterladen >  oder hier online lesen >.